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Thomas Mann - 1875 bis 1913 - Die frühen Jahre

letteratura tedesca



Thomas Mann

Thomas Mann ( 6. Juni in Lübeck; † 12. August in Zürich) war ein deutscher Schriftsteller, der den Nobelpreis für Literatur verliehen bekam.


1875 bis 1913

Die frühen Jahre

Paul Thomas Mann, der jüngere Bruder von Heinrich Mann (* ), war Sohn des Kaufmanns Thomas Johann Heinrich Mann. Seine Mutter Julia (geborene da Silva-Bruhns) war zur Hälfte brasilianischer Herkunft. Aus dieser Ehe gingen noch die Kinder Julia (* ), Carla (* ) und Viktor (* ) hervor. Der Familie fehlte es an nichts, Thomas Mann beschrieb in späteren Jahren seine Kindheit als „gehegt und glücklich“.



starb sein Vater an den Folgen eines unheilbaren Blasenkrebses. In Zusammenhang mit seinem Testament hatte er die weitere Verfügung erlassen, dass die Firma sowie auch das Wohnhaus in Lübeck zu verkaufen seien. Seiner Frau und den Kindern standen aus dem Erlös der Verkäufe die Zinsen zu, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestritten.

Thomas Mann zeigte sich in seiner Jugendzeit am Schulunterricht weitestgehend desinteressiert, obgleich er kein unbegabter Schüler war. Lieber ging er seiner früh entwickelten Neigung zum Schreiben nach und beteiligte sich schon 1893 mit Prosaskizzen und Aufsätzen an der von ihm mit herausgegebenen Zeitschrift Der Frühlingssturm. Wie ernst es ihm mit seiner Berufung als Schriftste 959h72j ller gewesen sein muss, spiegelt auch ein aus dem Jahr erhalten gebliebener Brief wider, unterschrieb der 14-Jährige ihn doch mit „Thomas Mann. Lyrisch-dramatischer Dichter“. verließ er aus Antipathie gegenüber der Schule das Gymnasium Katharineum in der Obersekunda und siedelte nach München über, denn seine Mutter und die Geschwister waren ein Jahr zuvor schon dorthin gezogen.

Der Vormund, der seit dem Tod des Vaters für die noch nicht volljährigen Kinder bestellt war, bestimmte, dass Thomas Mann nach dem Abgang von der Schule einen bürgerlichen Beruf ergreifen sollte. Mann fügte sich dem Wunsch und arbeitete fortan für eine Feuerversicherungsgesellschaft. Der Bürojob – verrichtet am Stehpult – war langweilig und anspruchslos; die Anekdote, Mann sei während des Abschreibens von Listen heimlich schriftstellerischen Tätigkeiten nachgegangen, ist bis heute unwidersprochen. Sein Debüt als Schriftsteller gab Mann 1894 mit einer Kurznovelle, die den schlichten Titel „Gefallen“ trug. In dem Magazin „Gesellschaft“ veröffentlicht, stieß sie auf Wohlgefallen.

gab Mann seine Tätigkeit bei der Versicherungsgesellschaft auf und begann mit einem Studium an der Technischen Hochschule München. Zunächst schwebte ihm vor, einen journalistischen Beruf zu ergreifen. Die Ziellosigkeit, die seine Schullaufbahn auszeichnete, setzte sich im Studium fort. Als Mann mit 21 Jahren schließlich volljährig war und einen eigenen Anspruch aus dem Vermögen des Vaters auf ein monatliches Taschengeld in Höhe von 160 bis 180 Goldmark hatte, das ihm ein hinreichendes Auskommen ermöglichte, entschloss er sich, sich von den Zwängen der Lehranstalten endgültig zu befreien und freier Schriftsteller zu werden.


Heinrich und Thomas Mann – Foto um 1900

Erste Buchveröffentlichungen

Kaum war die Idee geboren, zusammen mit Heinrich eine Zeit in Italien zu verbringen, wurde sie schon umgesetzt. Ziel war Rom, schließlich mieteten sich die Brüder in dem östlich von der Hauptstadt liegenden Städtchen Palestrina ein. Mann schrieb in der Zeit einige Novellen, unter anderem Der kleine Herr Friedemann, und begann mit dem Roman Buddenbrooks. Verfall einer Familie".

Die sporadische Mitarbeit an dem Organ „Das Zwanzigste Jahrhundert – Blätter für die deutsche Art und Wohlfahrt“, dessen Herausgabe Thomas' Bruder Heinrich zeitweilig übernommen hatte, stellte Mann bald wieder ein. Der völkische Grundton, der das Blatt beherrschte, sowie darin enthaltene antisemitische Anklänge waren ungeeignet, sich einem lesenden Publikum vorzustellen. Die Brüder haben sich auf diese Episode später nur ungern ansprechen lassen. Stattdessen arbeitete Mann ein Jahr lang in der Redaktion des „Simplicissimus“.

wurde Manns erster Roman, „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ veröffentlicht.

Das Werk stieß auf Anhieb auf positive Resonanz bei den Lesern und in der Literaturkritik. Doch sprach sich in Lübeck schnell herum, dass das Portrait dieser Großfamilie und der in dem Roman erwähnten Figuren nicht rein fiktiv, sondern auf reale Personen der Stadt zurückzuführen sei.

Buddenbrooks – Ausgabe von 1903

Schon kurze Zeit nach dem Erscheinen des Buchs kursierte eine Liste, die die in dem Roman erfolgten Codierungen einzelner Personen preisgab. Besonderen Zuspruch erfuhr eine Lübecker Buchhandlung, die zum Roman der Kundschaft leihweise eine Entschlüsselungsliste zur Verfügung stellte.

Der Roman „Buddenbrooks“ gehört mit zu den bedeutendsten Werken, die Thomas Mann schuf: 28 Jahre nach seinem Erscheinen nahm die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in ihrer Begründung für die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Thomas Mann maßgeblich auf diesen Roman Bezug.

Private Wege

zeichneten sich erste Missstimmigkeiten zwischen den Brüdern Thomas und Heinrich ab. Thomas Mann verspürte eine von seinem Bruder vorangetriebene Zurücksetzung als Künstler und schmähte ihn seinerseits wegen der „langweiligen Schamlosigkeit“ seiner Bücher. Der Kontakt brach zwar nicht ab, auch gab es in den Folgejahren immer wieder Annäherungsversuche, aber fortan ging man sich in der öffentlichen Auseinandersetzung um die Kunst in der Literatur besser aus dem Wege.

Katia Mann – Foto aus dem Jahr 1905

lernte Thomas Mann Katharina (Katia) Pringsheim (Enkelin der Frauenrechtlerin Hedwig Dohm) kennen und begann, um sie zu werben. Das überraschte um so mehr, als es in seinem bisherigen Leben keine näheren Beziehungen zu Frauen, geschweige denn „Weibergeschichten“ wie beim Bruder Heinrich gab. Über seine sexuellen Präferenzen hat Thomas Mann sich zwar nie ausdrücklich geäußert, er hat sie aber auch nicht verschwiegen. Nun entschied er sich für ein Leben, das man zu der damaligen Zeit als gutbürgerlich bezeichnete. Es blieben die Schwärmereien für „Jünglinge“ und für homophile Beziehungen, wie sie Ausdruck in Notizen und zahlreichen literarischen Verarbeitungen, unter anderem in den „Buddenbrooks“ (Hanno/Kai Graf Mölln), „Tonio Kröger“ (Tonio Kröger/Hans Hansen) und „Tod in Venedig“ (Gustav von Aschenbach/Tadzio) fanden.

Katia ließ sich lange bitten, doch am 11. Februar heiratete sie Thomas Mann. In der Folgezeit kamen die Kinder Erika (1905), Klaus (1906), Golo, eigentlich Angelus Gottfried Thomas (1909), Monika (1910), Elisabeth (1918) und Michael (1919) zur Welt.

äußerten Ärzte bei Katia den Verdacht auf Tuberkulose, was einen längeren Sanatoriums-Aufenthalt in Davos erzwang. Thomas Mann, der sie besuchte, war angetan von der Atmosphäre des Sanatoriums, den Schilderungen Katias über die dort weilenden Gäste und den eigenen Eindrücken. Sie inspirierten ihn zu seinem Roman Der Zauberberg, den er begann – aber erst vollenden sollte; die Arbeiten hieran unterbrach er im Jahr .

1914 bis 1929

Der Erste Weltkrieg

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, gab es eine Reihe von Literaten, die diese Entwicklung guthießen, ja, teilweise bejubelten. Gerhart Hauptmann, Robert Musil, Richard Dehmel und Alfred Kerr zeigten sich von der Richtigkeit der Geschehnisse überzeugt. Thomas Mann vertrat einen eher verhaltenen Patriotismus. Er schrieb an seinen Bruder Heinrich:

„Ich persönlich habe mich auf eine vollständige Veränderung der materiellen Grundlagen meines Lebens vorzubereiten. Ich werde, wenn der Krieg lang dauert, mit ziemlicher Bestimmtheit das sein, was man „ruiniert“ nennt.“ Und er fährt später fort: „In Gottes Namen! Was will das besagen gegen die Umwälzungen, namentlich die seelischen, die solche Ereignisse im Großen zur Folge haben müssen! Muss man nicht dankbar sein für das vollkommen Unerwartete, so große Dinge erleben zu dürfen?“

Thomas Mann hielt den Krieg prinzipiell für notwendig, galt es doch aus seiner Sicht, den „verworfensten Polizeistaat der Welt“ – das zaristische Russland„zu zerschlagen“. Reflexionen zum Thema Krieg, die die Haltung der kriegsbefürwortenden Literaten verteidigten, veröffentlichte Thomas Mann in seinen „Gedanken im Kriege“. Der Kontakt zu seinem Bruder Heinrich, der wie die Literaten Romain Rolland, Hermann Hesse, Stefan Zweig und Arthur Schnitzler zu den Kriegsgegnern zählte, war inzwischen völlig eingestellt.

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Vom „unpolitischen Betrachter“ zum Republikaner

Der für Deutschland ungünstige Kriegsverlauf, der sich 1916 durch die Versorgungsengpässe bei der Zivilbevölkerung besonders hart niederschlug, hinterließ Spuren auch bei Thomas Mann. Er, der in dieser Zeit von einigen Erkrankungen, auch neurotischen Charakters, heimgesucht worden war, hatte mit einem Essay begonnen, der unter dem Titel „Betrachtungen eines Unpolitischen“ veröffentlicht wurde. Eine seiner Thesen lautete, dass die Deutschen vom Grunde her unpolitisch seien; es sei nicht Aufgabe, Politik zu steuern, sondern sie wachsen zu lassen. Doch geriet der Essay zunehmend zu einer Abrechnung vor allen Dingen mit dem Bruder Heinrich. Dessen Essay „Zola“, der wilhelminischen Zeitgeist und Mitläuferschaft anprangerte, sah Thomas Mann nämlich auf sich und seine Haltung gemünzt, und er verrannte sich in überspitzten Formulierungen gegen die Staatsform der Republik. Der Druck des Buches verschleppte sich. Manns Verlag, der nicht grundlegend glücklich über die „Betrachtungen“ war, hatte die Papierration, die dem Essay zugedacht war, für einen Nachdruck der „Buddenbrooks“ verbraucht. Das Buch erschien erst wenige Tage nach dem Ende des Krieges. Thomas Mann hatte da schon überlegt, ob er das Erscheinen nicht doch verhindern sollte, da die Kritik – insbesondere die seiner Frau Katia – ihn innerlich ebenso aufgewühlt hatte wie die Arbeit an dem Werk selbst. Als die Meldung von der Auslieferung übermittelt wurde, kommentierte Mann dies mit dem Vermerk: „In Gottes Namen“.

Bei der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar , die den Grundstein für die Weimarer Republik legte, enthielt sich Thomas Mann seiner Stimme. Doch gehörte er, wie sein Bruder, zu den prominenten Persönlichkeiten, die den „Aufruf gegen den Unmut“ unterzeichneten. In dem Dokument wurde die Bevölkerung ermahnt, ihre Kräfte in den Dienst des Neuaufbaus der Republik zu stellen. Obgleich die Manns hier unterschriftsmäßig vereint waren, ließ die Aussöhnung der Brüder bis auf sich warten. Sie wurde durch eine schwere Erkrankung Heinrichs ausgelöst, die Thomas zur Besinnung rief, dass die brüderliche Verbindung stärker sei als die Auseinandersetzungen, die sie in der Vergangenheit geführt hatten.

Die Ermordung des Reichaußenministers Walther Rathenau am 24. Juni war mitauslösend für Thomas Manns Entscheidung, sich endgültig und grundlegend öffentlich für die Republik und ihre Werte stark zu machen. Mit seiner Rede "Von deutscher Republik" trat Mann zum ersten Mal als politischer Mahner und Befürworter der Republik hervor. Seine These lautete, dass Demokratie und Humanität eins seien und da der Mensch dem Prinzip der Humanität folgen solle, sei die demokratische Staatsform erstrebenswert.

wurde der Roman "Der Zauberberg" veröffentlicht und war auf Anhieb ein großer Erfolg. Es folgten „Unordnung und frühes Leid“ sowie „Über die Ehe“. begann Mann mit der Arbeit an der „Joseph“-Tetralogie. Modell für die Konturen des Joseph standen die jungen Menschen, von denen sich Thomas Mann verzaubert fühlte. Auch der 17-jährige Klaus Heuser, ein Freund der Kinder Manns, den Thomas Mann kennen lernte und über den er notierte, er sei seine „nach menschlichem Ermessen letzte Leidenschaft“, wird in die Figur des Joseph eingeflossen sein.

Thomas Mann beteiligte sich als Gründungsmitglied der „Sektion Dichtkunst“ bei der Preußischen Akademie der Künste aktiv an der Stärkung des Ansehens der Literatur. Insbesondere wandte er sich gegen das damals geltende „Schmutz und Schund-Gesetz“, mit welchem die schriftstellerische Freiheit eingeschränkt wurde.

Der Nobelpreis

Der Nobelpreis für Literatur kam für Thomas Mann nicht überraschend. Jahre zuvor war darüber spekuliert worden und er hatte schon 1927 auf diese Auszeichnung gehofft. Am Nachmittag des 12. November erreichte ihn die positive Nachricht aus Stockholm. Konsterniert war Mann darüber, dass das Nobelpreiskomitee sich im wesentlichen nur auf seinen Roman „Buddenbrooks“ bezog. Ursächlich dafür war der „Königsmacher“ in dem Komitee, der schwedische Literaturwissenschaftler Fredrik Böök, der dem Roman „Der Zauberberg“ keinerlei Wertschätzung entgegenbringen mochte und ihn in einigen Kritiken verrissen hatte. Das Preisgeld betrug 200.000 Reichsmark, nach heutigen Verhältnissen mehr als eine halbe Million Euro. Einen Teil davon verwendete Mann, um die enormen Geldschulden, die seine Kinder Erika und Klaus gemacht hatten, zu tilgen (Klaus Mann: „Wir hatten zwar nichts davon, aber es erhöhte doch unsere Stimmung“), das Haus wurde finanziert, zwei Autos (ein offener Buick, eine Horch-Limousine) gekauft, der Rest wurde angelegt. Schon in Stockholm hatte ein jüdischer Journalist die Manns gebeten das Geld doch "Draußen stehen zu lassen", doch diese konnten sich nicht vorstellen warum. Als die Manns 1933 Deutschland verließen, verloren sie daher einen großen Teil ihres Vermögens wie eben auch den Immobilien- und Sachbesitz.

1930 bis 1944

Die „Deutsche Ansprache“

Die Reichstagswahl vom September hatte den Nationalsozialisten einen gewaltigen Stimmenzuwachs beschert. Thomas Mann, der wie viele andere Skeptiker die politische Kraft der NSDAP mit Misstrauen beobachtet hatte, entschloss sich zu einem „Appell an die Vernunft“, eine Rede, die er am 17. Oktober im Berliner Beethovensaal hielt und die als „Deutsche Ansprache“ in die Geschichte einging. Unter das vornehmlich sozialdemokratische und republikanische Publikum hatte sich ein Dutzend Nationalsozialisten gemischt, die mit Zwischenrufen zu stören versuchten. Es gelang ihnen nicht. Thomas Mann nannte den Nationalsozialismus unumwunden

„eine Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsrohheit“

„Massenkrampf, Budengeläut, Halleluja und derwischmäßiges Wiederholen monotoner Schlagworte, bis alles Schaum vorm Munde hat“

Er fragte, ob das deutsch sei. Er fragte, ob „das Wunschbild einer primitiven, blutreinen, herzens- und verstandesschlichten, hackenzusammenschlagenden, blauäugig gehorsamen und strammen Biederkeit, diese vollkommene nationale Simplizität in einem reifen, vielerfahrenen Kulturvolk wie dem deutschen“ zu verwirklichen sei. Der Beifall in dem Saal war immens, gleichwohl, er drang nicht nach draußen. Thomas Mann gehörte zu den wichtigsten prominenten Gegnern des Nationalsozialismus und seine Stimme hatte wegen seines hohen Ansehens im Ausland großes Gewicht. Doch seine zahlreichen Appelle verhallten ungehört.

Im Februar 1933 unternahmen Thomas Mann und seine Frau eine längere Auslandsreise, die sie erst nach Paris, dann nach Arosa führte. Von der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 blieben Thomas Manns Werke zwar verschont, nicht so die seines Bruders Heinrich. Als aber alle Mitglieder der „Sektion Dichtkunst“ der Preußischen Akademie der Künste aufgefordert wurden, die neuen Machtverhältnisse zu akzeptieren und eine Treueerklärung gegenüber der nationalsozialistischen Regierung abzugeben, trat Mann freiwillig von seinem Amt zurück. Er und Katia hatten sich längst entschieden, vorerst nicht nach Deutschland zurückzukehren.

Erste Jahre im Exil

Der Entschluss, Deutschland den Rücken zu kehren, fiel nicht leicht, da die Manns ihr Sachvermögen zurücklassen mussten. Finanzielle Engpässe gab es aber nicht, da Mann immer noch Zugriff auf seine Konten hatte und im Übrigen die weitere Veröffentlichung neuer Werke geplant war. Manns Verleger Samuel Fischer hatte ihn inständig gebeten, die Deutschen in dieser schweren Stunde nicht allein zu lassen und sich bereit erklärt, seine Neuerscheinungen auf den Markt zu bringen. Erste Station ihres Exils war Südfrankreich; schließlich zogen die Manns in die Schweiz, wo sie in Küsnacht in der Nähe von Zürich wohnten. Thomas Manns Bewegungsfreiheit wurde dadurch eingeschränkt, dass sein deutscher Pass abgelaufen war, jeder Antrag auf Verlängerung vom Deutschen Konsulat indessen kommentarlos zurückgewiesen wurde. Das Verfahren der Ausbürgerung, von dem 37 prominente Deutsche, unter ihnen Albert Einstein betroffen waren, war in seinem Fall zunächst auf Eis gelegt. Allerdings nutzten die Finanzbehörden – sich berufend auf aufgefundene Verlagsverträge, aus denen sich eine erhebliche Steuerschuld Manns aus den Jahren 1929 und 1930 ergeben sollte –die Gelegenheit, sein Haus und seine Möbel in München zu konfiszieren.

und unternahmen die Manns ihre ersten Reisen in die USA. Die US-Amerikaner waren interessiert an dem prominenten Schriftsteller und gewährten ihm ohne gültigen Pass die Einreise. Seinen sechzigsten Geburtstag beging Mann in Küsnacht, er wurde von den Schweizern überwältigend gefeiert. Am 19. November wurde Thomas Mann auf seinen Antrag hin im tschechischen Konsulat die tschechische Staatsbürgerschaft verliehen. Im Tagebuch vermerkt er hierzu knapp: "Sonderbares Ereignis". Wenige Wochen später wurde ihm (zeitgleich mit seiner Frau Katia und den Kindern Golo, Elisabeth und Michael) die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Zugleich entzogen die Nazis Thomas Mann die ihm von der Universität Bonn verliehene Ehrendoktorwürde, in die er am 13. Dezember wiedereingesetzt wurde.

„Wo ich bin, ist Deutschland“

Die endgültige Übersiedlung der Manns in die USA fiel zeitlich zusammen mit den politischen Entwicklungen in Österreich, die in den "Anschluss an das Reich" münden sollten. Bei der Ankunft der Manns in New York am 21. Februar wurde Mann von Reportern zu einer Stellungnahme zu den Ereignissen gebeten und gefragt, ob er das Exil als eine schwierige Last empfinde. Seine Antwort wurde tags darauf in der „New York Times“ abgedruckt:

“It is hard to bear. But what makes it easier is the realization of the poisoned atmosphere in Germany. That makes it easier because it’s actually no loss. Where I am, there is Germany. I carry my German culture in me. I have contact with the world and I do not consider myself fallen.”

(Es ist schwer zu ertragen. Aber was es leichter macht, ist die Vergegenwärtigung der vergifteten Atmosphäre, die in Deutschland herrscht. Das macht es leichter, weil man in Wirklichkeit nichts verliert. Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir. Ich lebe im Kontakt mit der Welt und ich betrachte mich selbst nicht als gefallenen Menschen.)

Erste Station seines Exils in den USA war Princeton. Thomas Mann erhielt eine Gastprofessur an der dortigen Universität. Zugleich arbeitete er an seinem Roman über Johann Wolfgang von Goethe, der unter dem Titel „Lotte in Weimar“ erschien.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September löste Bestürzung im In- und Ausland aus und bewog Thomas Mann zu zahlreichen Aktivitäten. Er war Mitglied in mehreren Ausschüssen, die Emigranten unterstützten, unter anderem im „Committee for Jewish and Christian Refugees“ und im „Unitarian Service Committee“. begann Mann mit der Radiosendung „Deutsche Hörer!“, die über den britischen Sender BBC nach Deutschland ausgestrahlt wurde. Die Einnahmen hieraus spendete er dem "British War Relief Fund". Eine der bekanntesten seiner Ansprachen ist die Sendung vom 14. Januar :

„Wäre dieser Krieg zu Ende! Wären die grauenhaften Menschen erst beseitigt, die Deutschland hierhin gebracht haben, und könnte man anfangen, an einen Neubeginn des Lebens, an ein Forträumen der Trümmer, der inneren und äußeren, an den allmählichen Wiederaufbau, an eine verständige Aussöhnung mit den anderen Völkern und ein würdiges Zusammenleben mit ihnen zu denken! – Ist es das, was ihr wünscht? Spreche ich damit eure Sehnsucht aus? Ich glaube es. Ihr seid des Todes, der Zerstörung, des Chaos übersatt, wie sehr euer Heimlichstes zeitweise danach verlangt haben möge. Ihr wollt Ordnung und Leben, eine neue Lebensordnung, wie düster und schwer sie sich für Jahre auch anlassen wird.“

Lebensbeichte

waren die Manns nach Pacific Palisades in der Nähe von Los Angeles/Kalifornien übergesiedelt. Der Versuch, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen, verschleppte sich und konnte erst realisiert werden. In den Jahren bis arbeitete Mann am Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde. Für dieses Projekt hatte Mann im Vorfeld musikwissenschaftliche Lehrbücher sowie Biographien über Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Hector Berlioz, Hugo Wolf bis hin zu Alban Berg studiert. Mit zeitgenössischen Komponisten wie Igor Strawinsky, Arnold Schönberg und Hanns Eisler nahm er Kontakt auf, um sich in Sachen Komposition unterweisen zu lassen. Dokumentarisches und Historiographisches aus der Lutherzeit und dem 30-jährigen Krieg gehörten zur Vorbereitung des Romans ebenso wie Grimmelshausen und Sprichwörtersammlungen des Mittelalters. „Leverkühn“ als „lebenskühn“, so wollte Mann diese facettenreiche Gestalt verstanden wissen. Er nannte das Buch seine „Lebensbeichte" und schrieb später:

„(Serenus) Zeitbloom ist eine Parodie meinerselbst. In Adrians Lebensstimmung ist mehr von meiner eigenen, als man glauben sollte – und glauben soll.“

1945 bis 1955

Thomas Mann und das Nachkriegsdeutschland

Als einige Zeitungen nach Ende des Kriegs Thomas Mann als ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland ins Gespräch gebracht hatten, wies dieser das Ansinnen erschrocken von sich, meinte aber selbstbewusst - und mit einem für ihn typischen ironischen Anflug: »Ich habe ein gewisses fürstliches Talent zum Repräsentieren, wenn ich einigermaßen frisch bin«. Ob diese Idee jemals in die Tat umgesetzt worden wäre, bleibt fraglich, denn Mann hatte zwischen sich und dem Nachkriegsdeutschland einen Keil getrieben: In seinem offenen Brief „Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre" vertrat er die These von der Kollektivschuld der Deutschen. Drohbriefe und Verrisse seines „Dr. Faustus“ waren die Folge. Es brauchte einige Jahre, bis die Deutschen sich mit Mann versöhnten.

Rückkehr nach Europa

Von den USA war Thomas Mann nach dem Tod des US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt im Jahr zunehmend enttäuscht. Sein Entschluss, nach Europa zurückzukehren, verfestigte sich, als er im Juni vor dem Repräsentantenhaus im Kongress als „one of the world’s foremost apologists for Stalin and company“ bezeichnet wurde. Er, wie schon zuvor die deutschen Emigranten Hanns Eisler und Bertolt Brecht, musste Rechenschaft über seine Aktivitäten vor dem „Committee on Un-American Activities“ ablegen. Genau ein Jahr später, im Juni , gingen die Manns in die Schweiz zurück.

Schon 1949 hatte Thomas Mann anlässlich der Feiern zu Goethes 200. Geburtstag Deutschland einen Besuch abgestattet, und zwar in Frankfurt am Main wie in Weimar, was von der Öffentlichkeit misstrauisch beäugt, von Mann aber mit dem Satz kommentiert wurde: „Ich kenne keine Zonen. Mein Besuch gilt Deutschland selbst, Deutschland als Ganzem, und keinem Besatzungsgebiet.“ Die Deutschland-Besuche wurden von der Schweiz aus zu einer festen Einrichtung. setzte Mann die begonnene Arbeit am Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ fort, der ein Fragment geblieben ist. Zum 150. Todestag von Friedrich Schiller veröffentlichte Mann den Essay „Versuch über Schiller“ und hielt Reden. Die Stadt Lübeck ernannte ihn zum Ehrenbürger.


Grab Thomas Manns auf dem Friedhof Kilchberg

Am 20. Juli 1955 wurde bei Mann eine Thromboseerkrankung festgestellt. Die ärztliche Behandlung blieb erfolglos, am 12. August starb Thomas Mann achtzigjährig im Zürcher Kantonsspital an den Folgen einer Arteriosklerose.

Selbstspiegelung und Rezeption

Tagebücher

Thomas Mann hat sein Leben lang Tagebuch geschrieben. Die Bücher bis 1933 hat er verbrannt, lediglich die Hefte von 1918 bis 1921 hatte er aufgehoben, weil dort Zeugnisse der ersten Überlegungen zu „Doktor Faustus“ enthalten sind. Die Tagebücher umfassen also den Zeitraum 1918-21 sowie 1933-1955. Veröffentlicht werden durften sie auf sein Geheiß hin erst - im Jahr seines hundertsten Geburtstags. Dementsprechend war die Erwartung des Publikums groß, die Reaktion auf die Veröffentlichung jedoch überwiegend Ausdruck von Enttäuschung. Abgesehen davon, dass man die homoerotische Seite Manns nun sozusagen „schwarz-auf-weiß“ hatte, riefen die höchstpersönlichen Bekenntnisse gleich Kritiker auf den Plan, die den Vorwurf des Narzissmus erhoben. Auch wenn damit nicht geklärt ist, was in einem Tagebuch überhaupt stehen darf und wo ein Verfasser sich, wenn nicht dort, eitel zeigen darf, sind Manns Aufzeichnungen wichtiges Zeugnis, das das Bild über den Schriftsteller auch im Privaten abrundet.

Wirkung – Damals und Heute

Die Wirkung von Manns Werken in wenige Worte zu fassen, ist unmöglich. Zwei Besonderheiten lassen sich dennoch hervorheben: Mann war schon zu Lebzeiten umstritten und blieb es bis über den Tod hinaus. Und er hatte keine „Schüler“, es bekannte sich niemand dazu, sozusagen von ihm und durch ihn schriftstellerisch beeinflusst worden zu sein.

Dass Mann nicht nur Freunde, sondern auch erklärte Feinde hatte, ist nicht ausschließlich eine Frage des Zeitlaufs gewesen. Natürlich hatten ihn die Nationalsozialisten zur Unperson degradiert, er wurde kaum noch verlegt und nicht mehr gelesen, geschweige denn, besprochen. Auch seine politischen Schriften waren vom Charakter her so angelegt, dass eine Seite Zuspruch übte, während die andere lauthals protestierte. Aber es lag auch ein Stück an ihm selbst. Sein früher Erfolg, der bis 1933 ungebrochen anhielt, ließ ihn sehr selbstbewusst auftreten, und da er unübertroffen war im Formulieren langer, aber die Sachverhalte prägnant treffenden Sätze, konnte er andere verbal vernichten. Dementsprechend gespannt waren manche Beziehungen zu Schriftstellerkollegen. Robert Musil verhöhnte ihn als „Großschriftsteller“, Bertolt Brecht nannte ihn einen „regierungstreuen Lohnschreiber der Bourgeosie“, Alfred Döblin bezeichnete ihn als den Herrn, „der die Bügelfalte zum Kunstprinzip“ erhebt. Neutral und freundschaftlich blieb das Verhältnis zu Franz Kafka und zu Hermann Hesse.

Warum Mann keine bekennenden Schüler hat, wurde im Jahr seines hundertsten Geburtstags wissenschaftlich beleuchtet. Der Literaturwissenschaftler Peter Pütz („Thomas Manns Wirkung auf die deutsche Literatur der Gegenwart“) bringt es auf den Punkt: Manns Wirkung liege "nicht in der Nachfolge, sondern im Gegenentwurf". Da niemand neben Mann bestehen kann, besteht er nur gegen ihn. Und Marcel Reich-Ranicki resümiert: „Dutzende von Schriftstellern erklärten, niemand sei ihnen gleichgültiger als der Autor des „Zauberberg“. Aber sie beteuerten es mit vor Wut und wohl auch Neid bebender Stimme." („Nachprüfung. Aufsätze über deutsche Schriftsteller von gestern“, Stuttgart 1980, S. 110).





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